Bildquelle: pixabay.com/StockSnap

Letztes Wochenende war ich auf einer Feier, die mich an einen alten Schmerz erinnert hat. Ich wusste wieder, wie weh es tut, wenn man ausgeschlossen, gemobbt oder gegen einen intrigiert wird. Wie geht man damit um, wenn man von einer Person dazu ausgesucht wurde, als Blitzableiter für ihre Frustrationen zu dienen? Wenn sich jemand aller Mittel bedient, um deinen Ruf zu zerstören und dich aus einer Gruppe auszuschließen, die dir über alles wichtig ist? Egal, ob am Arbeitsplatz, im Freundes- und erst recht im Familienkreis oder in der Partnerschaft – Mobbing trifft uns ins Herz, in die Magengrube und gräbt sich tief in unsere Psyche ein.

Es ist jetzt etwa fünf Jahre her, dass ich die Entscheidung getroffen habe, meinen Seelenfrieden über den Wunsch nach Zugehörigkeit zu stellen und eine Gruppe zu verlassen, in der ich schlecht behandelt wurde. Heute weiß ich, es war Mobbing. Mittendrin in dieser Zeit konnte ich nichts mehr sagen, weil ich durch die Intrigen so verwirrt war, dass ich meiner eigenen Wahrnehmung nicht mehr getraut habe. Im Nachhinein weiß ich, dass genau das die perfide Vorgehensweise beim Mobbing ist. Es zerstört dein Selbstwertgefühl und verzerrt dein Selbstbild. Fühlt sich ein bisschen an wie Alice im Wunderland. Da bist du noch am Aufklären einer Sache, während schon die nächste Lüge über dich im Umlauf ist. Du verlierst die Kontrolle über deine Grenzen auf eine Art und Weise, die andere, bis dahin Unbeteiligte, geradezu zu Grenzüberschreitungen einlädt. Es ist ein gefährlicher Zustand.

Dein Körper steht rund um die Uhr unter Strom.

Diese Geschichte ist in vielerlei Abstufungen zu haben und geschieht durchaus auch in Partnerschaften. Wir werden nicht immer fair behandelt und immer wieder sind Menschen gehässig zu uns, denen wir überhaupt nichts getan haben. Manche fühlen sich durch unsere bloße Existenz provoziert, andere durch etwas, was wir haben. Wir wenden uns mit offenem Herzen jemandem zu und bekommen einen Schlag, ohne Grund. Die Frage ist, wie geht man damit um?

Du traust deiner eigenen Wahrnehmung nicht mehr.

Wenn du dauernd mit Lügen, Unterstellungen und Schuldzuweisungen konfrontiert wirst, fällt es dir irgendwann schwer, an deine eigene Unbescholtenheit zu glauben. Du fängst an, dich für Dinge zu rechtfertigen, die du eigentlich nicht verbrochen hast, verhedderst dich in Widersprüche, und erscheinst erst recht schuldig. Irgendwann fragst du dich, ob die anderen vielleicht recht haben. Ob es sein könnte, dass du wirklich ein furchtbarer Mensch bist. In ganz dunklen Momenten kommt dir sogar Selbstmord in den Sinn. Jegliche Selbstsicherheit hat sich längst verabschiedet. Du bist nur noch ein Spielball, wirst unter Druck gesetzt und manipuliert. Menschen, die du für deine Freunde gehalten hast, stellen sich plötzlich auf die andere Seite, die geschickt manipuliert und um so viel sicherer erscheint als du. Du bist nun von jeglicher Unterstützung isoliert und stellst dich endgültig selbst in Frage. Burn-Out-ähnliche Symptome stellen sich ein.

Bildquelle: 123rf.com/paulschlemmer

Der Frosch im heißen Wasser

Warum es so weit kommen konnte, fragt man sich, wenn man es aus dieser Situation endlich raus geschafft hat. Die Antwort ist einfach. Es fängt mit Kleinigkeiten an. Schmeiß einen Frosch ins heiße Wasser und er hüpft sofort wieder raus. Aber leg ihn ins kalte Wasser und erwärme es langsam, und er bekommt es nicht mit. Bei vollem Bewusstsein lässt er sich kochen. So ist das mit Mobbing. Es sind zuerst Kleinigkeiten. Sie sammeln sich. Die Menschen – und du selbst – gewöhnen sich an deine erhöhte Schmerzgrenze. Und legen nach. Erst als sie versucht haben, meinen Mann gegen mich aufzubringen und meinen Kindern zu schaden, bin ich aufgewacht.

Freundlichkeit ist nicht immer die richtige Antwort.

Die Falle, die dazu beigetragen hat, dass es soweit kommen konnte, war meine Überzeugung, dass man alles mit Kommunikation und Freundlichkeit lösen kann. Aber wenn jemand eine Waffe auf dich richtet, solltest du aufhören, freundlich zu sein. Ich habe lang davor zurückgeschreckt, mit gleicher Heftigkeit zurückzuschlagen. Mich lautstark zu wehren. Ich wollte nicht hysterisch erscheinen. Denn so ist das mit uns Frauen – diejenigen, die klare Grenzen haben, gelten schnell als schwierig, kompliziert, und überempfindlich. Stattdessen habe ich versucht, die Bedürfnisse dieser Menschen zu verstehen. Heute würde ich rückblickend sagen, sie hatten einfach ein großes Bedürfnis nach einem Fußabtreter. Je länger ich versucht habe, ihnen mit Verständnis zu begegnen, umso mehr habe ich mich in einen verwandelt.

Ich bin sicher, dass niemand auf dieser Welt ist, um Fußabtreter zu sein.

Mobbing ist ein Drache mit vielen Köpfen. Du schlägst ihm einen ab und zwei Neue wachsen nach. Irgendwann konzentrierst du deine gesamte Lebensenergie auf diesen Kampf, bei dem du am Ende trotzdem gefressen wirst. Der Wunsch, diesen Menschen zu beweisen, dass du ein wertvoller, liebenswerter Mensch bist, lässt dich nicht schlafen und kaum essen. Es ist wie eine seelische Krankheit.

Das einzige Heilmittel heißt sehr oft Loslassen.

Wir haben in den letzten Jahren gelernt, mit dem Universum zu sprechen, aber haben wir auch gelernt, ihm zuzuhören? Wenn es uns ein Stopp-Schild zeigt und sagt: „Halt, hier geht’s nicht weiter, du sollst nicht mehr zu dieser Gruppe gehören, dein Weg geht woanders weiter“, hören wir dann zu? Wenn es uns mit allen Mitteln aufzeigt: „Geh weg von diesem Menschen“, vertrauen wir ihm soweit, dass wir uns umdrehen und gehen? Wie enorm viel Kraft im Loslassen liegt, durfte ich selbst damals erleben. Es war schmerzhaft. Sehr. Ich hätte alles dafür gegeben, einen guten Platz in dieser Gemeinschaft zu bekommen. Ich habe auch fast alles gegeben, ich war nicht mehr ich selbst. Die Entscheidung, mich bewusst aus dieser Gemeinschaft rauszunehmen, ist lang durch meine Träume gespukt und hat mich mitten in der Nacht aufgeweckt. Aber ich wusste, das ist der einzige Weg. Dort war definitiv nichts Gesundes zu haben. Nicht für mich.

Nach dem Bruch mit diesen Leuten habe ich versucht, meine innere Unruhe in sinnvolle Energie umzuwandeln. Im Endeffekt habe ich in dieser Zeit mein Buch „Chi statt Botox“ geschrieben und das ganze Projekt, das nun so erfolgreich läuft und mir so viel Freude und Erfolg gebracht hat, kreiert. Durch die entstandene Einsamkeit hatte ich plötzlich die Zeit und die Muße dafür, und meinen inneren Schmerz habe ich in wertvolle Energie umgewandelt. Nach einem Jahr habe ich zu meinem Mann gesagt: „Eigentlich müsste ich diesen Leuten einen riesigen Blumenstrauß bringen, sie hätten mir keinen größeren Gefallen tun können“. Denn eines  habe ich mit Abstand der Zeit plötzlich ganz klar sehen können – das sind keine Menschen, mit denen ich zu tun haben will. Du erkennst, dass du ein Geschwür losgeworden bist, das sich die ganze Zeit von deiner Energie ernährt, dich krank gemacht hat. Die Wunde hat ihre Zeit gebraucht und die Narbe bleibt, aber das Geschwür ist weg. Und du hast eine Chance auf ein gutes Leben.

Plötzlich gab es neue Menschen in meinem Leben. „Wenn die falschen Leute deinen Weg verlassen, fangen die richtigen Dinge an zu geschehen“, heißt es in einem Spruch. Dem kann ich nur zustimmen. In meinem Leben gab es plötzlich so viel Raum für Gutes!

Besser allein als mit den Falschen.

So groß unser Wunsch nach Zugehörigkeit und Zuneigung auch sein mag, es ist besser, allein zu sein als mit gehässigen oder ignoranten Menschen zusammen zu sein. Pass auf, welche Energie du in dein Leben lässt. Du hast Respekt verdient – und dieser fängt bei dir selbst an.

Hab so viel Respekt vor dir selbst, dass du dir die Menschen, die dich innerlich berühren dürfen, gut aussuchst. Hab so viel Respekt vor dir selbst, dass du im Zweifelsfall zuerst den anderen in Frage stellst, bevor du dich selbst hinterfragst. Vergiss niemals, dass das, was andere Menschen sagen und tun in erster Linie eine Aussage darüber ist, wer SIE sind, NICHT darüber, wer DU bist. Nicht jeder verdient es, in deinem Energiefeld zu sein. Alles, was du bereit bist zu tolerieren, nährst du mit deiner Energie. Es gibt keinen gesunden Grund, andere besser zu behandeln als dich selbst. Frag dich: “Wenn ich das, was ich von mir selbst erwarte, von einer Freundin erwarten würde, wäre sie dann gerne mit mir zusammen?” Sei gut zu dir und kümmere dich nicht darum, wie andere das finden.

Bildquelle: pixabay.com/Ayank

Es tut weh, wenn man unschuldig zum Handkuss kommt. Man hat den Drang, die Dinge richtig zu stellen, will im richtigen Licht gesehen werden. Es ist schwierig, daran zu glauben, dass Menschen ohne mit der Wimper zu zucken lügen und einem bewusst schaden, man will nicht daran glauben, dass das Bösartigkeit ist, was einem da widerfährt, man will an ein Missverständnis glauben und versuchen, die Dinge aufzuklären. Aber manchmal bekommt man einfach keine Chance. Und ja, es gibt Menschen, die psychopathisch veranlagt sind oder so unglaublich frustriert, dass sie ihre Aggression an anderen entladen.

Und nochmal in die Falle getappt.

Letztes Wochenende wurde ich wieder daran erinnert. Ich wusste, dass diese Leute auf der Feier sein werden, aber ich wollte dem Geburtstagskind eine Freude bereiten und da sein. Was soll ich sagen, ich wurde wieder zum Handkuss gebeten. Kurz wallte in mir unglaublich viel Wut hoch, denn unsere Rechnung wurde natürlich nie beglichen. Der Schmerz war wieder da. Und ich habe verstanden, dass es ein Fehler war zu kommen. Ich habe das Anliegen, jemandem eine Freude zu bereiten, über mein Bedürfnis, mich zu schützen, gestellt. Das werde ich nie wieder tun. Ich gebe mir selbst das Recht auf Grenzen, selbst wenn ich danach als schwierig, kompliziert oder Mimose gelte. Selbstschutz geht vor.

Ich wiederhole diesen Satz nochmal, weil ihn Mädchen und Frauen nicht oft genug gesagt bekommen:

Selbstschutz geht immer vor!

Selbstschutz ist wichtiger als Höflichkeit.

Das Leben ist zu kurz, um Fußabtreter zu sein. Das Leben ist zu schön, wenn man die eigenen Grenzen ernst nimmt. Heute halte ich Ordnung in meinem Energiefeld. Ich bin in mir selbst zu Hause und in diesem Zuhause ist es schön warm, gemütlich und entspannt. Ich bin mir selbst genug. Ich bin nie allein. Ich habe gelernt, mir selbst eine fürsorgliche Freundin zu sein. Mein Wohlergehen ist wichtiger als die Zuneigung oder das Verständnis anderer. Es war wohl nötig, schlecht behandelt zu werden, damit ich das lerne. Heute bin ich von unglaublich netten Menschen umgeben, und dafür bin ich sehr dankbar. Aber gut für mich zu sorgen ist MEINE Aufgabe.